# Das jüngste Gericht (Flügelaltar, 3 Tafeln)
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Inventarnummer: 60A
Beschreibung
Den Vorrang unter den christlichen Visionen vom Weltende hat die um das Jahr 95 datierte Apokalypse des Johannes von Patmos. Aus verschiedenen Quellen des Alten und des Neuen Testaments gespeist, erlangte das Jüngste Gericht als gesondertes Bildthema Bedeutung. In den kompositionellen Strukturen italienischer Kunst wurden Vorstellungen vom Jenseits auch durch »Die Göttliche Komödie« von Dante Alighieri (1265-1321) beeinflußt. Mehr oder weniger deutliche Hinweise auf dies alles finden wir in einem späten Altar des Dominikaners Fra Angelico. Eine für Papst Pius V. entstandene Kopie der Berliner Tafeln ermöglicht der Forschung, über die nachträgliche Umwandlung des ehemals durchgehenden Bildträgers in ein Triptychon zu spekulieren. Solche Vermutungen erscheinen einleuchtend infolge der Komposition, die stärker als in einer vergleichbaren Szene im Museo di S. Marco zu Florenz (um 1433) einen durchlaufenden Bildraum zeigt. Werden dort alle Bereiche des Geschehens in ornamentaler Strenge voneinander geschieden, so ist es hier anders: Vom Gräberfeld in der Mittelachse ausgehend, schwingt sich der Reigen von Seligen bis zur Paradiespforte. Im Kampf zwischen Engeln und Teufeln um die Auferstandenen erscheint der Übergang zur Hölle fließend. Dennoch werden beide Teile unterschiedlich behandelt. Verdeutlicht der Künstler auf der Paradiesseite durch Senkrechten und zahlreiche Rückenfiguren das Aufsteigen in den Himmelsraum, so wird der Höllenschlund unter Beibehaltung der alten, waagerechten Gliederung dargestellt. Vereinfachte Landschaftsformationen werden der Himmelssphäre angepaßt. – Auch Farbe ist ein Mittel stimmungsbetonter Unterscheidung. Den Himmel kennzeichnen helle Töne. Liturgische Farben trägt der himmlische Hofstaat. Kräftige Pigmente verwendete man für die Erde; die Hölle wird mittels dunkler Stufungen charakterisiert. Gold ist die »Farbe« des Jenseits. Bei Engeln und Seligen wird es ornamental auszeichnend benutzt. – Der Weltenrichter thront im goldenen, himmlischen Licht auf dem Gnadenstuhl. Mit den von Wundmalen versehrten Händen verheißt er gestisch Verdammung oder Erhebung. Sein Leidensweg war Beginn des Erlösungswerks, dessen Zeichen ein Kreuz, das der Engel in der Bildmitte präsentiert. Es hat die Form eines »Tau«. Ein solches Zeichen (hebräisch »Tev«) wurde nach der Vision Hesekiels im Alten Bund Gottes mit den Menschen auf die Stirn der Gerechten geschrieben, um sie vor der Vernichtung zu bewahren. Mit der Passion wurde es Symbol des Neuen. – In der Nähe des Gottessohnes sitzen Maria und Johannes, fürbittend. Die Gruppe der Beisitzer des Gerichts ist hier erweitert: Wir erkennen Moses als Vertreter des Alten Bundes und neben den zwölf Aposteln Heilige des frühen Christentums wie Dominikus, Stephanus, Gregor und Benedikt. Ordensgründer, Märtyrer und Kirchenväter galten wie diese als Nachfolger Christi. In den Legenden der Genannten finden sich Himmels- und Höllenvisionen. Schriftrollen und Bücher werden als Verweise auf Prophezeiungen und auf das religiöse Gesetz präsentiert. Ohne didaktische Inschriften kamen derartige Darstellungen oft nicht aus. Auf der Paradiesseite findet sich nur das Christusmonogramm. Auf der Höllenseite häufen sich die Inschriften. Den Kopf des Widersachers Gottes umgibt das Wort »HOCHMUT« wie ein blasphemischer Nimbus. Den sieben Todsünden sind bezeichnete Bereiche vorbehalten, in denen die Verdammten bestraft werden. Stärker als bei den vorausgehenden Darstellungen Fra Angelicos kennzeichnen erzählende Elemente und die Wiedergabe von Emotionen das Drama der Endzeit. Man schaut in das lächelnde, sogar lachende Antlitz von Heiligen, Selige stützen, umarmen, küssen einander, während Verurteilte ihre verzerrten Gesichter zerkratzen, verzweifelt die Hände ringen, hineinbeißen, sich die Haare raufen. Die Gruppen werden in Bewegung gezeigt, vermittelt durch Überschneidungen und Verkürzungen. In der zeitgenössischen Kleidung Auf
Material/Technik
Pappelholz
Maße
Bildmaß: 103 x 65,3 cm Mitteltafel; Bildmaß: 103 x 28,1 cm je Flügel; Rahmenaußenmaß: 110 x 145 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Fra Angelico (1386-1455)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=1667)
+ wann: 1440-1445
+ wo: [Rom](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=198)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869139)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
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Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869139&resolution=superImageResolution#1045437